Ein Einzelzimmer im Altenheim

Seit 10 Jahren begleite ich eine Altenheim. Zunächst als „Betroffener“, meine Mutter lebte ihre letzen Jahre in diesem Heim. Aus dieser Bekanntschaft erwuchs, durch das Erleben des Heimalltags mit meiner Mutter, Zuneigung und Freundschaft zu diesem Haus.
Seitdem ist das Thema alt werden und sterben ein ständiger Begleiter. Und es ist so wie immer, wenn man eine Fährte aufgenommen hat, findet man überall Zeichen, Spuren und Hinweise. Bei einem Berlinbesuch schilderte mir nun ein Freund die grossen Rätsel und Herausforderung, die verwirrte alte Menschen ihrer Umgebung aufgeben und zumuten. „Wir sind nicht in der Lage, diese Menschen zu verstehen, wenn wir aus unserer Normalität heraus denken und gestalten.“ Auch wenn wir uns etwas ausdenken, etwa Übungen und Spiele, räumliche Gestaltungen usw., gehen wir immer von unserem Normalbild aus und wagen dann eine „Verrücktheit“. Aber das wovon wir abrücken und ver-rücken ist ja doch unser Verständins von Ordnung und unser Bild.
Und jetzt kommt der Punkt: Im Zusammenhang mit einem Umbau in einem Altenheim für dementiell erkrankte Menschen, musste eine Gruppe von 20 Alten in einem grossen Gymnastiksaal übernachten. Die Betten standen in Reihen, ein Nachttisch dazwischen.
Wer braucht einen Nachttisch? Und nach dem Abenbdessen sind die Alten in den Schlafsaal gegangen, haben einige Betten zusammengeschoben, die Nachttische beiseite gerollt und haben sich zu zweit, zu dritt, in die Betten gelegt, zugedeckt und sind
eingeschlafen. Die Betreuer haben davon berichtet, später wurde es auch gefilmt. Und eine Vermutung der Beteiligten ist: Wir suchen
Nähe, Wärme und Geborgenheit.
Nach dem Umbau wurden alle Heimbewohner endlich wieder in die neu gestalten Einzelzimmer verlegt (!). Und beim Einschlafen werden sie medikamentös unterstützt.

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