Kindergarten

„Wir stellen keine Erzieherinnen mehr ein, nur Frauen und Männer, die etwas gelernt haben, ein Handwerk.“ so schildert mir ein Vorstandsmitglied eines Kindergartens (Den Ort nenne ich denen, die mir eine Karte oder einen Brief schreiben). Die Erfahrungen nach 3 Jahren waren so haarsträubend, daß Allen klar wurde: Eine ausgebildete Erzieherin hat während ihrer Kindergartenzeit, der Schulzeit, dem Studium und dem Praktikum nie etwas anderes gesehen als
Räume mir einer mehr oder weniger „vorbereiteten“ Umgebung. Die Kinder spüren das. Hugo Kükelhaus hat bei einem Vortrag in Luzern (1983) genau das
gefordert: Jede Erzieherin und jeder Erzieher bekommt ein Jahr, ein Wanderjahr als Gärtner, Bäuerin, Melker, Käser, Zimmermann, Maurer … Schmied um
dann mit diesem Erfahrungsschatz zurückzukommen. „Wir müssen es tun. Erfahren hat eben mit fahren zu tun. Hier liegt die Hürde. Wir sind seit Jahrhunderten darin geübt, die Erfahrung durch Kenntnis zu ersetzen. Und leben in einer Ersatzwelt.“
Nach diesem Wanderjahr nennen sich alle wieder Kindergärtnerin und Kindergärtner (nicht Erzieher) und die kleine Insel heisst dann auch Kindergarten. Nicht Kindertagesstätte. Denn Garten kommt von Gerten. Abgeschnittene Äste die zu einem Zaun verflochten werden. Ein Urbild für das Paradiesgärtlein.
„Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder. Dante Alighieri (1265 – 1321).

  • Lieber Matthias,

    danke für den Blog und diesen post hier. Über den gemeinsamen Freund Pit Brüssel bin ich hierher gekommen. Also, Erzieherinnen, die ein Handwerk gelernt haben..ich bin Künstler, ich zeichne und mache Bücher, Künstlerbücher, aber ich habe auch das Handwerk des Buchbindens gelernt, ich kann also auch Bücher reparieren und weil ich viel in Kindergärten und Schulen mit den Kindern was mache, Kunst mache, so habe ich auch Pit kennengelernt, und weil meine geliebte Frau einen Kindergarten leitet und weil da viele Bücher kaputt gehen, habe ich die mitgenommen und zu Hause in der Werkstatt repariert. Wenn Ich ein Buch repariert, dann repariere ich nicht nur das Buch, ich merke dann bei der Arbeit, worauf es mir denn ankommt, was mir wichtig ist. Und das hat was zu tun mit dem Interesse an dem Buch, der Begeisterung für Geschichten und den Zeichnungen da drin, ja es hat zu tun mit der Liebe zu diesem Buch, zu den Dingen überhaupt. Mit der handwerklichen Arbeit entwickelt sich also ein Gefühl für die Bedeutsamkeit der Dinge und ich glaube, dass die Kinder das merken und dass das für die Kinder und für uns alle wichtig ist. Die Liebe zu den Dingen. Jetzt kann ich aber nicht immer und alle Bücher des Kindergarten reparieren, also habe ich mir gedacht, ich schlage denen vor, dass ich einer Kindergärtnerin deinen post hier zeige und dann vorschlage, dass ich mit, sagen wir 10 Vormittagen, einer Kollegin das Handwerk des Buchbindens und des Bücherreparierens zeige, dass die Bücher nicht mehr lieb- und kostenlos mit Tesafilm zugeklebt werden. Was meinst du, wird das der Kindergarten mitmachen?