Es ist im Prozess

Noch nicht erledigt: Es ist im Prozess. Mißlungen: Es ist noch im Prozess. Ungeduld: Es ist noch im Prozess. Kritik:  Das mußt Du im Prozess sehen.

Was wir diesem Wort Alles antun! Es fällt uns so aus dem Mund heraus, immer passend und rettet so manche Situation. Ich bin noch im Prozess…Ich sehe das im Prozess…

Was soll das sein? Was soll das geben?

Lat. procesus – Fortgang, Fortschreiten.  Wenn wir  stehen, nehmen wir einen  (für jeden Fuß) Standpunkt ein. Wenn wir aufrecht stehen, eingespannt zwischen Himmel und Erde (Hölle); die Schwerelinien aller aufrecht stehenden Menschen dieser Erde, treffen sich in der Erdmitte, wo ja bekanntlich (!) ein Höllenfeuer brennt.

Wenn wir so stehen, in uns und mit uns ruhend, folgen wir keiner Neigung. Wir sind leidenschaftslos, erwartungslos. Wir sind im Stand. In einen Prozess kommen wir dann, wenn wir uns neigen, den sicheren Standpunkt verlassen und fallen. Zumindest zu fallen drohen. Dann folgt der erste Schritt. Wir gehen vorwärts von Fall zu Fall. Bis wir tatsächlich stolpern und hinfallen oder den Schwung beruhigen, bremsen, stoppen und zum Stehen kommen. Das ist eine rechte Kunst, denn wir verwandeln den äußeren Schwung in ein inneres Schwingen. Deshalb kann man selten ruhig stehen oder sitzen.

Das hat Jens Lehmann sehr gut beschrieben: Ein Feldspieler kann sein Tatendran ablaufen oder im Zweikampf lösen. Ein Torwart muss stehen bleiben auch wenns in seinem Inneren brodelt. Da bleibt dann nur noch Wasserflaschen werfen, Schuhe werfen oder gegen die Werbeaufsteller treten.

Zurück zum Prozeß. Im Prozeß sein heißt demnach, ich bin geneigt, habe eine – mehr oder weniger- leicht Neigung. Ich bin einseitig. Ich bin in Gefahr zu taumeln und zu fallen. Ich habe gerade keinen Überblick, da ich ja dem Fallen nachgehe und den nächsten rettenden Schritt im Auge habe. Wohin trete ich?

Gehen Sie mal im Dunkeln durch ihre Wohnung. Achten Sie dabei auf Ihre Schritte.

Fallen Sie gut.